BUND Gruppen im Kreis Coesfeld

Naturschutzgebiet Lippsches Holt

Das Naturschutzgebiet "Lippsches Holt" besteht aus drei Teilen: Orchideenwiese, Wald und Ausgleichsfläche.

Orchideenwiese, Wald und Ausgleichsfläche

Feuchtgebiet im "Lippschen Holt" Naturschutzgebiet "Lippsches Holt"  (Foto: Fellermann)

Das NSG Lippsches Holt -  in Lüdinghausen Seppenrade am Verbandsweg gelegen -  besteht aus drei Teilen: Orchideenwiese, Wald und Ausgleichsfläche. Der Wald ist Privateigentum bzw. Eigentum der Kath. Kirche. Die Ortsgruppe Lüdinghausen kümmert sich um die Pflege der Orchideenwiese und der Ausgleichsfläche. Die Pflegemaßnahmen sind mit der Unteren Naturschutzbehörde bzw. dem Naturschutzzentrum des Kreises Coesfeld abgestimmt.. Großflächige Mäharbeiten werden vom Lohnunternehmer Berthold Kasberg durchgeführt, im Auftrag des Kreises und in Absprache mit der Ortsgruppe.

Orchideenwiese

Pflegearbeiten im "Lippschen Holt" Pflegearbeiten vor Ort  (Foto: Brüning)

Die 1,2 ha große Orchideenwiese ist im Besitz der Stadt Lüdinghausen. Diese hatte zunächst jeweils im Herbst die Wiese mit dem Balkenmäher gemäht. Das Zusammenkehren wurde von freiwilligen Helfern unter Leitung von Hans Körholz besorgt, die Abfuhr des Mahdgutes wurde wiederum von der Stadt durchgeführt. Bald nahm der Ausschlag und der Bewuchs von Weiden und Erlen Ausmaße an, die das Mähen mit dem Balkenmäher nicht mehr möglich machte. Mit großem Gerät wurde die Grasnarbe deshalb einmal komplett geschlegelt. Die Maßnahme war erfolgreich und die Blütenpracht stellte sich schnell wieder ein. Da im Kreis Coesfeld mehrere Naturschutzflächen zur Mahd anstanden, schaffte der Lohnunternehmer einen leichten Schlegelmäher mit Fangkorb nebst Traktor an. Von nun an wird die Orchideenwiese alljährlich geschlegelt (nur nicht so tief wie beim ersten Mal) und das Mahdgut wird zur Kompostierung abgefahren. Die Arbeit der Ortsgruppe besteht jetzt darin, die kleinen Gehölzgruppen und die Sträucher am Waldrand  einzugrenzen. Das geschieht am Winteranfang mit der vereinseigenen Kettensäge. Fleißige Helfer räumen dann das Schnittgut ab.
Der Lohn der Arbeit ist eine herrlich blühende Feuchtwiese auf lokaler Staunässe. Hier lassen sich die Blühpflanzen aus der Pflanzengesellschaft „Feuchte Hochstaudenflur mit Nitrophyten“ und „Feuchtwiese“ bestimmen.
Auffallende Blühpflanzen sind z.B. : Gilbweiderich, Wasserdost, Breitblättriges Knabenkraut ( variable Vertreter der Orchideengattung Dactylorhiza), Zweiblatt, Kuckuckslichtnelke, Geflecktes Johanniskraut, Scharfer Hahnenfuß, Wiesenschaumkraut.
Gelegentliche Funde von Waldeidechsen und Blindschleichen zeugen vom reichlichen Insektenangebot als Nahrung.

Ausgleichsfläche

Ausgleichsfläche als Kompensationsmaßnahme für Bodenversiegelung Ausgleichsfläche als Kompensationsmaßnahme für Bodenversiegelung  (Foto: Fellermann)

Als Kompensationsmaßnahme für Bodenversiegelung durch Neubau der Kanalbrücke auf der Olfener Str. wurde seiner Zeit auf der Südseite des NSG eine ca. 2,3 ha große Ackerfläche von der Kanalverwaltung auf Erbpacht erworben und gestaltet.

Der humose Oberboden wurde abgeschoben und parallel zum Verbandsweg als Wall aufgeschüttet. Der stark mergelhaltige Rohboden wurde reliefartig abgeschoben, sodass mehrere unterschiedlich tiefe Teiche und Blänken entstanden. Außerdem entstanden einige trockene Erhebungen und kleine Hügel. Der Wall wurde mit einzelnen Holunder, Hasel, Feldahorn und Stieleiche bepflanzt.  In den späten 90-er Jahren wurde der Rohboden vom damaligen Jagdpächter unsachgemäß mit Lupinen eingesät. Bernd Brüning nahm das zum Anlass, auf Rücksprache mit der Unteren Naturschutzbehörde diese Lupinen zu mähen bzw. auszustechen. Schon bald entwickelten sich auf dem extrem nährstoffarmen Boden Pflanzen der Trockenrasen-, Feuchtwiesen- und Wirtschaftswiesengesellschaft. Und schon bald zeigten sich auch vereinzelt Dactylorhiza-Orchideen.

Der erste motorbetriebene Freischneider wurde angeschafft. In Gemeinschaftsarbeit vieler Helfer gelang es mehrere Jahre, die Fläche zu mähen und das Mahdgut abzutragen. 1/3 der Fläche blieb als Erlenbruchwald unberührt. Aber auch auf der Offenfläche drohte die Verbuschung die Blühpflanzen zurückzudrängen. Deshalb wurde das Mähen auch hier dem Lohnunternehmer übertragen. Einzelbäume und Ufersträucher werden vom BUND eingegrenzt, die Ufer selbst z.T. gemäht.

Einige zusätzliche Bäume (Wildkirsche, -apfel und -birne) wurden auf dem Wall gepflanzt. In Trockenzeiten wurden einige Teiche von zu starkem Rohrkolben- und Krebsscherebewuchs befreit. Auch der Orchideenbestand auf der Offenfläche schwankt je nach Grad der Trockenheit. So macht sich auch hier der Klimawandel bemerkbar. Die floristische Beurteilung der Ausgleichsfläche ist großflächig nicht möglich. Die Vielzahl der Lebensräume bringt eine Vielzahl von Pflanzengesellschaften hervor. Im Freiwasser dominieren Krebsschere, Wasserfeder, Wasserschwaden,  Spiegellaichkraut, lokal auch der GroßeWasserschlauch. Im flachen Uferbereich zeigt sich Großröhricht mit Rohrkolben (groß- und kleinblättrig), Schilf, Froschlöffel, Froschbiss, Nachtschatten, Zungenhahnenfuß, Binsen und Seggen.

Auf den staunassen Feuchtflächen blühen Breitblättriges Knabenkraut (Sammelart der Gattung Dactylorhiza), Sumpfschachtelhalm, Sumpfschafgarbe, Kriechender Hahnenfuß und diverse Binsen und Seggen. Typische Blühpflanzen von Wirtschaftswiesen verteilen sich auf normal feuchten Flächen: Wiesenmargerite, Vogelwicke, Kriechender Günsel, Sternmiere, Sauerampfer, Weiß- und Rotklee, Hornklee. Trockenresistente und wärmeliebende Pflanzen leben gerne auf den besonnten Seiten der kleinen Hügel: Odermennig, Wiesenplatterbse, Zaunwicke, Wiesenflockenblume, Hornklee, Gamander Ehrenpreis, Dorniger Hauhechel, Englischer Ginster (lokal).

Erwähnenswert ist auch eine kleine Population Breitblättriger Stendelwurz (Epipactis) und das Rundblättrige Wintergrün.

Schwieriger stellt sich die Beurteilung der Fauna dar. Rehwild und Hasen, Fasanen, Kanada-und Wildgänse, Teich- und Bläßhuhn, Blau und Kohlmeisen sind noch leicht zu bestimmen. Im Wasser laichen und leben die Wasserfrösche und leiden zeitweise genauso unter Trockenheit wie verschiedene Libellen (Königslibelle,Schlankjungfer, Plattbauch) und andere Wasserinsekten. An Land fällt als blauer Schmetterling  der Hauhechelbläuling besonders ins Auge.

Auffallend ist natürlich der verbreitete Aufwuchs der Kanadischen Goldrute. Diese wird aber durch die jährliche Mahd und durch das Ausschneiden der Blütenstände im Sommer in Grenzen gehalten.

Die Aufzählung der Pflanzen und Tiere hat natürlich keinen Anspruch auf Vollzähligkeit, macht aber eine Bezeichnung von einigen Besuchern der Ausgleichsfläche verständlich: „Paradies“.

Seit einigen Jahren erlaubt der Privatbesitzer die pflegerische Gestaltung einer nördlich angrenzenden Fläche, bestehend aus einer ca. 0,5 ha großen ehemaligen Weihnachtsbaumplantage und einem etwas kleineren Erlenbruch. Der Erlenbruch ist schon durch Absterben der Erlen (Erlenkrankheit ?) stark ausgelichtet. Zahlreiche Weißdornsträucher und vereinzelte Eichen, Eschen und Hainbuchen erobern die Lücken auf natürliche Weise. Bunt- und Schwarzspecht nutzen das Totholz. 

Die ehemalige Weihnachtsbaumplantage wurde vom BUND vom restlichen Fichtenbestand befreit. So entstand eine Waldwiese, die im Spätherbst gemäht wird. Hier wird die Pflanzenwelt durch die  Jahreszeit chrakterisiert: Im Frühjahr dominiert die blauviolette Gundelrebe (Gundermann). Vom Waldrand dringt der Waldziest und das Pfennigkraut auf die Wiese und bald schon sorgt die Wasserminze für den typischen Duft. Im Hochsommer setzt sich das gelbblühende Flohkraut, durchsetzt mit den rotleuchtenden Kolben des Breitblättrigen Knabenkrauts in Szene. Im Herbst kommt schließlich der Teufelsabbiss mit seinen kugeligen Blütenständen zur Entfaltung und schafft  flächig einen blauen Schleier über der Waldwiese.

Die ehrenamtliche Arbeit im Naturschutzgebiet Lippsches Holt wird neben weiteren Helfern vowiegend von Heinz Schlüter und Bernd Brüning geleistet.